Coaching-Philosophie
Uli Sledz & Ralf Brand (IGBS)
Der vor der Saison 2001 eingeleitete Zielbild-Wandel vom Schiedsrichterbeobachter hin zum Schiedsrichter-Coach stellt eine der zentralen Neuerungen im Aus- und Weiterbildungsprogramm der DBB-SRK dar!
Die Schiedsrichter-Kommission wird sowohl durch Weiterbildungsangebote an die Schiedsrichter-Coaches als auch durch “Controlling”-Maßnahmen während der laufenden Spielzeit auf einen möglichst einheitlichen, hohen Qualitätsstandard unter den offiziellen DDB Schiedsrichter-Coaches hinarbeiten.
Als Quintessenz über die Coachingphilosophie seien an dieser Stelle die folgenden Leitsätze genannt:
Das Ziel einer Spielnachbesprechung durch einen ausgebildeten Schiedsrichter-Coach muss es sein, dem betreuten Schiedsrichter durch konstruktive und sachliche Kritik und Analysen insbesondere konkrete Verbesserungsmöglichkeiten für das nächste Spiel und weitere allgemeine Entwicklungsmöglichkeiten für diesen aufzuzeigen. Ein Coach hilft “seinem” Schiedsrichter dadurch, dass er ihn zu eigenem Nachdenken über die individuellen Verbesserungspotentiale anregt! Die noch vor wenigen Jahren eindeutig zugewiesene Aufgabe des Schiedsrichterbeobachters, ein Beurteilungsgespräch zu führen, rückt aus diesem Grund vollständig in den Hintergrund.
Der für jeden Schiedsrichter-Coach als verbindlich zu erachtende Gesprächsaufbau (S – O – I – G) unterscheidet die folgenden Gesprächsepisoden:
1. Sachliche Analysen
- zu ausgewählten, spielentscheidenden Situationen
2. Offene Kritik
- Ungünstiges Verhalten aus Sicht des Schiedsrichter-Coaches
- Fehlentscheidungen (im Sinne von regel-sachlich falsch getroffenen Entscheidungen)
3. Individuelle Beratungen
- Generelle, als Stärken und Schwächen beurteilte, Eigenschaften des Schiedsrichters, jedoch anhand von Beispielen in Bezug auf das Spiel dargestellt
- Aufzeigen von konkreten Verhaltensoptionen zu besonderen Situationen des Spiels
4. Gezieltes Motivieren
- Durch Voraussetzung: Akzeptanz des Beobachters
- Zum Abschluss: Positive Eigenschaften herausstellen
Die folgenden allgemeinen Hinweise dienen einerseits dazu, dem Schiedsrichter-Coach Orientierung zur Planung und Gestaltung eines Coaching-Gesprächs zu bieten. Andererseits sind sie jedoch auch dazu geeignet bzw. dienen sie gleichzeitig der gezielten Aufforderung an die betreuten Schiedsrichter, dem Coach konstruktives Feedback über ein gelungenes Coaching zu geben.
Allgemeine Hinweise zur Gesprächsdurchführung :
- Zu Anfang und am Ende des Gesprächs arbeitet der DBB Schiedsrichter-Coach vor allem auf eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre hin.
- Die Phase der Offenen Kritik setzt immer unmittelbar nach der Eröffnungsphase ein (siehe 1.)
- Für den Fall, dass mehrere Kritikpunkte angesprochen werden müssen, gilt immer, dass der der DBB Schiedsrichter-Coach zuerst den schwerwiegendsten Kritikpunkt, gefolgt von den weiteren minder schweren Kritikpunkten aufgreift.
- Der DBB Schiedsrichter-Coach achtet beim Zuhören sowohl auf die sachlichen, als auch auf die emotionalen Botschaften seines Gegenübers.
- Der DBB Schiedsichter-Coach nutzt die Methode des Paraphrasierens (Umschreibung von Gesprächsaussagen des betreuten Schiedsrichters in anderen Worten) dazu, sich über die Ansichten seines Gegenübers Klarheit zu verschaffen.
- Der DBB-Schiedsrichter-Coach nutzt die Methode des Verbalisierens (Aussprechen von zwischenmenschlichen Belangen, die die Gesprächssituation belasten), um in Gesprächs-”Krisen” wieder für Offenheit in der Gesprächssituation zu sorgen.
- Der DBB-Schiedsrichter-Coach bemüht sich, ICH-Botschaften zu senden (Es ist immer so, dass der Coach ein “Problem” mit einer Verhaltensweise des Schiedsrichters hat. Vergesse also nie wem dieses “Problem” gehört!)
Zusätzliche Anmerkungen,
die vor allem die Schiedsrichter der BBL betreffen:
- Sämtliche Coachings sollen bzw. müssen stets auf die Ergebnisse der PE-Gespräche abgestimmt , d.h. speziell auf jeden einzelnen SR zugeschnitten sein. Der DBB Schiedsrichter-Coach ist letztlich dafür verantwortlich, über diese Informationen zu verfügen.
- Ziel ist es, die Qualität des gesamten Kaders zu erhöhen.
Zusätzliche Anmerkungen,
die vor allem die Schiedsrichter 2. BLH betreffen:
- Es wird kein “Gießkannenprinzip” im klassischen Sinne mehr geben.
- Mit einem verkleinerten Kader, der jedoch qualitativ verbessert wird, werden gleich zu Beginn die Schiedsrichter betreut, die in der vergangenen Saison Schwierigkeiten hatten , konstante Leistungen zu erbringen. Die Coachings verfolgen hier den Zweck, diese Schiedsrichter gezielt zu stärken und ihre Leistungen schrittweise derjenigen, die für eine Partie der 2. Bundesliga aus Sicht der SRK angemessen erscheint, anzupassen.
- Gerade die DBB Schiedsrichter-Coaches , die in der 2. BLH zum Einsatz kommen, werden strenger in die Pflicht genommen qualitativ hochwertige Betreuung anzubieten. (D.h. sie werden “schärfer” beobachtet als sie dies möglicherweise erwarten würden!).
- Gezielte Anregungen oder auch Vorgaben an einzelne DBB Schiedsrichter-Coaches, die über die hier verbindlich dargestellten Richtlinien hinausgehen, übermittelt die SRK je nach Bedarfslage direkt an den betreffenden Coach.
- Insgesamt bleibt für die Gruppe der B-Kader festzuhalten , dass durch die hier zum Programm gefassten selbstverpflichtenden Schwerpunktsetzungen, nicht dazu führen sollen bzw. dürfen, dass die übrigen Schiedsrichter des B-Kaders “vernachlässigt” werden. Das Gegenteil ist der Fall: Durch gezielte Ansetzungen zum Beispiel mit P-Kader Schiedsrichtern soll zukünftig verstärkt die Möglichkeit geboten werden, dass diese Schiedsrichter ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen und mit guten Leistungen die Anzahl und die Qualität ihrer Ansetzungen erhöhen können.